Scheinbevölkerung


Wir haben es ja, wenn wir ehrlich sind, mit einer Scheinbevölkerung zu tun, das ist Ihnen womöglich gar nicht bewusst, aber das ist schon lange nicht mehr die Bevölkerung, was sie hier sehen, nein, in der Schweiz sind wir in dieser Beziehung viel zu leichtgläubig, natürlich, sieht das nach einer Bevölkerung aus, das Menschenmögliche wird dafür ja auch auf die Beine gestellt, die erzählen sich das dann  untereinander, wie musst du dich hier aufführen, damit der Eindruck entsteht und da dürfen wir uns auch gar keine Illusionen machen, mittlerweile weiss das die ganze Verwandtschaft. Das sind wahre Meister der Nachrichtenübermittlung. Die Kinder werden für diese Zwecke schon früh eingespannt, die nehmen unsere Sprache an, die besuchen unsere Schulen, die sprechen dann auf den Pausenplätzen bereits unsere Sprache, und das, ja, richtig, schon über drei Generationen!

 

Das erschwert unsere Arbeit enorm, hier im Einzelfall zu eruieren, Sie können sich vorstellen, in der dritten Generation ist die Ähnlichkeit, das klingt verblüffend ähnlich, darum sage ich seit Jahren, wir müssen hier viel früher eingreifen, es darf gar nicht erst soweit kommen, wenn so einer erst einmal die Sprache kann, und die Eltern zuhause auch nur noch unsere Sprache sprechen, da verlieren wir die Kontrolle völlig, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis so einer dann eben Professor wird.

 

Und da frage ich mich dann zurecht, wo sind denn unsere Professoren?

 

Ich muss aufpassen, was ich hier sage, es sitzen ja immer ein paar Journalisten im Publikum, die mitschreiben, mitschreiben wäre kein Problem, nein, das Problem ist: diese Journalisten sind ganz offensichtlich nicht fähig, mitzuschreiben und kassieren dann ein Honorar für Dinge, die ich gar nie gesagt habe.

Darum lassen Sie mich heute einen Gedanken ganz klar ausformulieren, einen äusserst wichtigen Gedanken, ich denke, einer der wichtigsten Gedanken überhaupt.

 

Wenn eine Bevölkerung sich so weit vom Volk entfernt hat, dass sie nicht mehr weiss, wer das Volk ist, dann ist sie eben eine Scheinbevölkerung.

 

Nicht wahr. Wenn, ich sage es noch einmal, wenn eine Bevölkerung sich so weit vom Volk entfernt hat, dass sie nicht mehr weiss, wer das Volk ist, dann sprechen wir von einer Scheinbevölkerung.

 

Sie können diesen Begriff gerne übernehmen, es wäre nicht das erste Mal, dass wir die ersten sind, die die wirklichen Probleme beim Namen nennen, schreiben Sie einfach, woher Sie es haben, ändern Sie nichts mehr daran: Scheinbevölkerung, meine Damen und Herren, dieses Phänomen, ich kann es Ihnen garantieren, wird in den kommenden Jahren das Wahlkampfthema Nummer eins.

 

Warum.

 

Scheinbevölkerung, lassen Sie sich diesen Begriff einmal auf der Zunge zergehen. Da bleibt nicht mehr viel übrig. Nicht wahr, das Volk schrumpft zu einem beängstigend kleinen Teil in der Bevölkerung. Mittlerweile sind wir auf einem historischen Tief von 75% Prozent. Und da man muss doch bei allem Respekt in einer Demokratie noch die Frage stellen dürfen: Wo bleibt das Volk?

 

Ursprünglich bezeichnet «Volk» schlicht eine Menschenmenge und wir haben heute tatsächlich eine Menge Menschen. Scheinbevölkerung sage ich auch deshalb, weil diese Bevölkerung einfach stillschweigend davon ausgeht, dass sie die Bevölkerung bildet. Ja, eine schleichende Bevölkerung. Dabei ist klar, dass das Volk zuerst über diese Bevölkerung abstimmen muss. Eine Bevölkerung ist nicht einfach blutsgegeben!

 

Die Geschichte hat uns schon einmal gezeigt, wohin das führt. Und deshalb sind wir heute Zeugen einer historischen Wende. Wir sehen es mit den eigenen Augen, wir lesen es in den sozialen Medien: In ganz Europa rebelliert das Volk gegen die eigene Bevölkerung.

 

Wir konnten uns im Vorfeld die Übertragungsrechte sichern und so sitzen Sie heute Abend in der ersten Reihe dieses, ja man ist versucht zu sagen, Blockbusters, aber es ist eben die Wirklichkeit, die sich hier wieder einmal mit aller Heftigkeit zu Wort meldet, die sich aus dem Korsett der Ideologien befreit und wir verfolgen diesen Befreiungskampf hautnah.

Mein Name ist, Sie wissen es und es ist bemerkenswert, nicht wahr, ich staune, und das ist hochinteressant, mit welcher Naivität in den anderen Medien darüber berichtet wird, schauen wir uns doch einmal die Facts an.

Jetzt muss ich auf die Uhr schauen, weil, wenn ich mit den Facts beginne, sitzen wir morgen noch hier. Ich kann Ihnen heute Abend natürlich nur einen kurzen Einblick in die Wirklichkeit geben. Meine Kollegen haben aber versucht, das Beste, das Spannendste, das Kontroverseste daraus für Sie aufzubereiten. Die Wirklichkeit ist heute vielschichtiger, komplexer und nicht zuletzt auch deshalb demokratischer. Und mit dieser Realität können sich viele Menschen nicht anfreunden, ja sie bleiben der Wirklichkeit feindlich gesinnt. Dabei vergessen sie, dass sie gar nicht wählen können. Über die Wirklichkeit können wir nicht abstimmen. Wir haben nur eine Wirklichkeit und in dieser Wirklichkeit, egal ob wir wollen oder nicht, müssen wir uns zurechtfinden.

 

Willkommen in der Wirklichkeit!

Es freut mich, dass Sie mir bis hierher ohne grössere Zwischenfälle gefolgt sind. Nein, ganz im Ernst, ich weiss das sehr zu schätzen. Ich weiss, Sie tun das für die Schweiz, für die Unabhängigkeit und im Endeffekt eben für eine lebendige Wirklichkeit. Also bitte einen grossen Applaus! Sie haben sich diesen Applaus verdient.

 

 

Willkommen in der Wirklichkeit!

Da ist die Scheinbevölkerung zuhause. Da hat sich die Scheinbevölkerung längst eingenistet, da hat sie es sich bequem gemacht mit ihren Frisuren, ihren Sonderausbildungen, ihren massgeschneiderten Bewilligungen, wo wir als Volk nur noch den Kopf schütteln können. Deshalb sage ich: Das Volk ist voll!

Wer Scheinbevölkerung sagt, muss auch Blutbürger sagen und zwar ohne jedes Denkverbot, das sage ich ganz gezielt: Denkverbote haben in der Geschichte noch nie etwas bewirkt. Die Wirklichkeit ist nämlich immer schon einen Schritt weiter.

 

Nun, wer sind denn diese Blutbürger? Woher kommt dieses Blut? Wer bringt dieses Blut zum Kochen? Das sind doch alles höchst spannende Fragen, davor können wir nicht einfach die Augen verschliessen und sagen, passt uns gerade nicht in den Kopf. Nein, wir müssen dieses Blut ernstnehmen. Das Blut darf, soll und muss sogar thematisiert werden. Blut kennt keine Grenzen, und da stehe ich dazu: Jede Redaktion, die mit Leidenschaft hinter der Sache steht, kämpft mit Herzblut. Chefredaktor, Unternehmer, Journalist, Nationalrat, ich trenne diese Begriffe nicht, ich mache da keine Unterscheidung.

Ich war schon als Bub sehr neugierig, habe immer viele Fragen gestellt, ich wollte wissen, wie die Welt funktioniert. Ja, vielleicht hat mich das geprägt, andere Meinungen nicht nur zuzulassen, sondern ihnen einen Platz zu geben, ihnen auch einmal eine Titelgeschichte zu widmen. Das macht guten Journalismus aus, diese fundierte Distanz gegenüber allen extremen Meinungsunterdrückern, die Medien gibt es nicht, wir sorgen immer wieder für Vielfalt. Wir machen uns ganz unvoreingenommen ein eigenes Blutbild. Denkverbote, ich muss es hier noch einmal sagen, Denkverbote schaden der Wirklichkeit, Denkverbote schaden der Schweiz.

 

Ich werde in Deutschland immer wieder gefragt, was unser Volksgeheimnis ist. Was ist das Geheimnis unseres andauernden Volkes? Das kann ich Ihnen schon sagen: Keep it simple. Auf gut Deutsch: bleib bescheiden, bescheiden bleiben. Konkret: Die Schweiz muss die Schweiz bleiben!

Das ist unser Volksgeheimnis, das macht unsere, wenn Sie so wollen, Grösse aus, eben diese Bescheidenheit. Keine allzu grossen Sprünge machen, dann kommt es gut. Nicht wahr: das Ausland beginnt im Kopf. Und wenn es im Kopf nicht stimmt, stimmt die Leistung auf dem Platz eben auch nicht. Die Schweiz muss die Schweiz bleiben und davon gehe ich jetzt einmal aus: Ich muss Ihnen hier nicht erklären, was die Schweiz ist. Sollten Sie es tatsächlich einmal vergessen haben, kein Problem, lesen Sie unsere Sonderbeilage zum Thema Scheinbevölkerung!

Hochinteressant, unglaublich, was sich hier im Schatten der Tribünendächer für eine Coucousinswirtschaft entwickelt hat, ein Stelldichein der vierten, dritten und zweiten Generation. Wie sich die Leute hier ihre Pöstchen untereinander zuspielen. Das ist ein eingespieltes Team von Betreuern und Empfängern, weiss der Kuckuck, Senderos, Shaqiri, die Gebrüder Yakin, eine ganze Entourage reist da jeweils auf Staatskosten zu irgendwelchen Freundschaftsspielen. Wir haben diese Meisterschaften exklusiv für Sie aufgedeckt.

Apropos Volksgeheimnis: Wissen Sie eigentlich, wer Ihre Grosseltern waren? Das sollten Sie aber. Das rate ich Ihnen dringendst an. Das wird immer wichtiger in der heutigen Zeit. Um konkurrenzfähig zu bleiben, sollten alle Schweizer und Schweizerinnen Einblick in ihren Stammbaum erhalten. Ohne bürokratische Auflagen. Das sollte Aufgabe des Staates sein. Alle Stimmberechtigten sollten wissen, wo ihre Äpfel herkommen. Und ob da vielleicht nicht doch der Wurm drin ist.

 

Ein gesundes Volk muss sich immer wieder von neuem fragen: Was für eine Bevölkerung wollen wir? Welche Werte wollen wir weiterverwerten? Was machen wir zum Beispiel mit den Halbschweizern und den Viertelschweizern? Sollen das einfach vollwertige Schweizer werden?

Wichtig scheint mir einfach festzuhalten: Wenn eine Bevölkerung sich so weit vom Volk entfernt hat, dass Sie nicht mehr weiss, wer das Volk ist, dann ist sie eben eine Scheinbevölkerung.