Sprechgesang
Züri Tipp. 4. Dezember 03. Von Dominik Dusek


Im schönen 10-Inch-Vynil-Format und als CD erscheint an diesem Abend "Bush Doktor", das neue Werk des Zürcher Poeten, Rhythmusmachers und Rappers Jurczok 1001. Es steht ganz klar im Zeichen der Weltpolitik: Bedrohlich und erlösend zugleich bauen sich zischende Soundscapes und knappe Beats auf, Jurczok erzählt von Streubomben, von TV-verstrahlten Kindern und vertritt als Prediger des Bösen zynische Positionen: "Wämmer ine jetzt Bei mached, gits nachher weniger z amputiere." Keine leicht verdauliche, aber vor innerer Spannung nahezu berstende Musik. (...)

 

Loop. Februar 2004. Von Matthias Krobath

 

Wen der Titel nicht schon an irgendetwas erinnert, der merkts am militärischen Camouflage-Cover. Und spätestens nach den ersten Sätzen der EP wird auch Heiri in Hinteregerkingen klar: Hier gehts um Krieg. Besonders um einen gerade aktuellen, den die USA führen. "Kriegserklärung", rattert eine Radiostimme, und Jurczok fügt hinzu: "Ahgriff isch die bescht Verteidigung". In der Folge geifert und giftelt, betet und brüllt, zetert und zäuselt der Poet / Human Beat Box / Spoken-Word-Künstler, dass es eine wahre Freude ist - jedenfalls für antiimperial Gesinnte. Manchmal sind die Parolen fast plump. Doch der 29-jährige Wädenswiler scheint sich dessen bewusst, wandelt sie ab und findet meist einen raffinierten Dreh. So heisst es in Jurczoks Version des "Vater unser": "Und erlöse uns von den Bösen - damit wir sie nicht selber töten." Die Abrechnung mit scheinheiliger Machtpolitik fesselt aber nicht nur mit witzigen Wortspielen; Dafür sorgt auch der eigentümliche Sound von Arkstar. Das Quartett ist nichts anderes als Freeform Arkestra entschlackt. Was unschwer zu erkennen ist anhand der vertrackten Rhythmen, der orientalischen Klänge und einer wohlig-beklemmenden Stimmung.Nur sechs Tracks, davon drei Instrumentals. Trotzdem ein Juwel - aus Blutdiamanten.



"Ame - Irak" oder abgründige Hintergründe
Word. Dezember 2003. Von Reto Schmidt

 

(...) Seine Aufgabe als Human Beatbox sieht Jurczok wie folgt: "Ich möchte komponieren, nicht imitieren. Mich interessieren leicht schiefe Timings wie bei "Aphex Twin" oder "Boards of Canada". Es ist der Wunsch entgegen dem Metrum der Beatmaschine was zu machen; das Auflösen in etwas fehlerhaftes, menschliches. Auf Jurczoks neuer EP "Bush Doktor" kann mensch sich davon überzeugen, dass so eine fehlerhafte Human Beatbox problemlos elektronisch klingende Beats mit atmosphärischen Melodien erschaffen kann. Arkstar vom Freeform Arkestra steuert seinerseits maschinell hergestellte Beats bei, die als solide elektronische Experimente daherkommen, aber trotzdem, wenn man so sagen will, noch denken können: und zwar meistens an Hip Hop. (...)