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Der Hass wird sonnig verbreitet, seit Jahren schon, mancher fühlt sich wohl und bekräftigt, in der Atmosphäre der permanenten Verstrahlung. Die politische Ideologie, von der hier die Rede ist, findet ihr perfektes Bündnis im aggressiven Neoliberalismus, dessen ständig fortgesetztes Muster auf Ausbeutung und Erniedrigung beruht. Warum also sich wundern, wenn sich der Hass im Internet überschlägt, zur Hetze entfaltet? Die Stimmen, die die Feigheit des virtuellen Raumes benutzen, um die politisch-ökonomische Gewalt fortzusetzen, in der wir leben; jene «user», die also die Normalität hervorbringt, die im allgegenwärtigen Konkurrenzkampf den Druck weiter geben, sogar Tote demütigen, weil sie lieber blind ein beliebiges Kollektiv hassen, als einzusehen, dass sie selber auch erniedrigt werden. Das Gegenteil von Hass ist nicht Liebe, sondern menschliche Nähe und Empathie. Ob wir dazu fähig sind, diese Frage stellt sich mit einer beschämenden Dringlichkeit.

Die Aargauer Zeitung hat Kulturschaffende angefragt, wie sie den gegenwärtigen Hass gegen Asylsuchende, Ausländerinnen und Ausländer, Flüchtlinge im Netz einschätzen. Oben stehender Text ist meine Antwort, die am 16. August in der «Schweiz am Sonntag» publiziert worden ist.


© Melinda Nadj Abonji

August 2015, Schweiz am Sonntag